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Auszeit.

Anila Weekly 13.9

Die Ein- und Aufräumarbeiten haben sich die ganze Woche hingezogen. Wir planten das Schiff und Guaymas am Sonntag zu verlassen. So konnten wir in Ruhe alles erledigen und am Samstag noch unsere Bestellungen in San Carlos bei Debbie abholen. Die Entscheidung Anila vorerst nicht einzuwassern bis wir zurück sind, entspannte uns immer mehr.

Endspurtwoche

Beim Putzen finden wir Skorpione, Termiten und ganze Mäusefamilien. Damit diese nicht an Bord kommen wird alles fein säuberlich geputzt, kontrolliert und dann eingeräumt. Die Fender werden geschrubbt und das Dinghi unter dem Schiff festgezurrt. Alle Anker sind ebenfalls an Bord. Wir haben uns für den Bruce Anker als Zweitanker entschieden und als Drittanker haben wir einen grossen Danforth Anker, welcher auch noch in der Backskiste platz hatte. Glücklicherweise ist unsere Backskiste beinahe so gross wie eine Schlafkabine und wir können alle wichtigen Utensilien griffbereit verstauen.

Dazu gehören zwei Bootshaken, der Ankerstropp, Putzkessel, fünf Fender, das Ruderblatt des Windpiloten, Landstromkabel, 30 Leinen mit verschiedenster Dicke und Länge, ein aufblasbares 2er Kayak, sowie eines unserer zwei aufblasbaren Stand Up Paddles. Ausserdem findet man darin noch unseren Gasgrill und einen Kescher, um die Fische von der Angel aufs Boot zu holen. Es kann sich schnell viel Gerümpel ansammeln, doch wir haben versucht uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Gar nicht so einfach imfall.

18’000 Kilos

Im Cockpit befinden sich auch noch drei kleinere Backskisten, wovon eine das Fach für die Gasflaschen ist. In den Cockpit Fächern verstauen wir diejenigen Dinge, welche wir während dem Segeln und vor Anker am ehesten brauchen. Dazu gehören Bändsel, Getränke und Kleideraufbewahrung, Fischerzeugs, Taucherbrille & Flossen und Putzzeugs. Man kann sich fast nicht vorstellen, wie gross die Materialschlacht auf einem Segelschiff sein kann.

Wir versuchen der KISS-Regel zu folgen. Keep It Simple, Stupid. Auf Deutsch bedeutet dies etwa so viel wie: Halte alles so einfach wie möglich. Dies gilt für Probleme und Installationen aller Art. Man muss sich einfach vor Augen halten, dass alles, was man nicht braucht, unnötiger Ballast ist. Wir segeln voll betankt mit beinahe 18 Tonnen herum. Da brauchts dann schon etwas mehr Wind, als bei einem neueren Produktionsboot mit reduziertem Kiel.

Ballast loswerden

Bevor wir mit dem Umbau begonnen haben, haben wir beschlossen nichts fortzuwerfen bis wir den Platz verlassen. Es gab viele Dinge von welchen wir nicht wussten für was sie genau zu verwenden sind. Damit wir nicht etwas fortwerfen was eigentlich wichtig ist, zum Beispiel Ersatzteile für Pumpen, fuhren wir die Taktik des temporären Hortens. Diese Taktik ist am Ende sehr gut aufgegangen. Wir wussten von beinahe allen Teilen wo sie hingehören und ob wir sie noch gebrauchen können.

Den für uns nicht mehr brauchbaren Rest haben wir Efren, dem Fischer und Abfallverwerter, vorbeigebracht. Er schlachtet alles aus und bringt das Metall in die Entsorgungsstelle, wo er etwas Geld dafür erhält. Alles was er irgendwie verkaufen kann, wie zum Beispiel Schlauchstücke, versucht er zu verkaufen. Auch der alte Wächter Jorge hat ein Auge auf zwei drei Dinge geworfen. Wir haben ihm extra eine Bescheinigung schreiben müssen, dass er die Sachen haben darf. Natürlich hat aber der neue Platzchef zuerst alles kontrollieren müssen und sich gleich noch selber bedient.

Causa Tauchkompressor

Das Herzstück aller Dinge die wir auf dem Schiff versorgt haben war der Tauchkompressor. Problem war nur, dass wir das 70kg Teil irgendwie von der Palette aufs Schiff bringen mussten. Mit einem Kran wäre die Sache in fünf Minuten erledigt gewesen. Der Kran kostet aber extra und dafür waren wir echt zu geizig. Das muss doch irgendwie anders gehen, haben wir uns gesagt. So setzte sich Iñaki dahinter wie wir ohne Mast, ohne externe Hilfe und ohne den neuen Anstrich zu verkratzen den Kompressor in den Motorenraum bekommen. Ganz ohne Hilfe ging’s am Ende nicht. Doch wir haben es folgendermassen geschafft die Schwerkraft auszutricksen.

Der Plan ohne Hilfe

Der Tauchkompressor war für den Transport auf einer Palette verschraubt. Mit einem Geissfuss und dem Seitenschneider konnten die Palette zu einem Schlitten umfunktioniert werden. Neu verliefen die Balken in Längsrichtung und passten genau auf die Metallleiter, mit welcher wir tagtäglich aufs Schiff steigen. Mit zwei Leinen, die mit zwei verschiedenen Winschen bedient wurden, konnte der Kompressor auf der Leiter aufs Schiff hinaufgezogen werden. Am Schluss musste ich von unten den gesicherten Kompressor auf der leichteren Seite hochheben und Iñaki hat ihn oben aufs Deck gehievt. Tadaaa und oben war der Brocken.

 

Vorbereitung für das Manöver.

 

Tauchkompressor auf dem Weg nach oben.

Ganz ohne Unterstützung von Aussen ging es dann doch nicht. Mit Alejandros Hilfe konnte der Kompressor durch die Luke im Cockpit direkt in den Motorenraum hinunter gestellt werden. Dort wurde er fest fixiert und wird uns in Zukunft die Tauchtanks mit Luft füllen. Wir müssen noch herausfinden wie wir den Benzintank positionieren werden, da dieser nicht in geschlossenen Räumen aufbewahrt werden darf. Und natürlich grundsätzlich auch wie der Kompressor funktioniert – dafür liegt das Handbuch schon bereit.

 

Montage im Motorenraum.

Umbau-Finalissima
in Käseform

Der ganze Einräumungsprozess und das beenden der kleineren Arbeiten hat schlussendlich länger gebraucht als gedacht. Deshalb entschieden wir uns dafür, dass wir am Sonntagabend in den Bus nach Ensenada steigen werden. Für unser kleines Abschiedsessen vom grossen Umbau habe ich beschlossen ein Fondue zu machen. Da es in der Stadt einen Walmart mit vielen amerikanischen Produkten gibt, hatte ich Glück, dass es tatsächlich auch eine «schweizer» Fonduemischung im Angebot gibt. Als ich das Fondue im Laden endlich gefunden hatte musste ich feststellen, dass die Hälfte der Packungen bereits abgelaufen ist. Der Taxifahrer meinte dazu trocken: «Die Leute hier mögen das halt einfach nicht.»

 

Fondue a la Méxicana.

Beim ersten Reintünkeln des Brotmöcklis konnte ich nachvollziehen, wieso Mexikanerinnen Fondue nicht mögen. Das Moitié-Moitié bestand nicht wie erwartet aus Vacherin und Gruyère, sondern Emmentaler und Gruyère. So genossen wir bei 30°C ein gümmeliges Fondue im Stehen am Herd, weil ich vergessen habe Brennpaste für das Rechaud zu besorgen.  

Reiseplanung

David hat uns voraussichtlich schon am Samstag bei der Marina in Ensenada angekündigt, damit wir nicht vor verschlossenen Toren stehen bei unserer Ankunft am Montagmittag. Denn wer nicht auf der Einlassliste steht, bekommt keinen Zutritt zur Marina. Auch dann nicht, wenn man den Kaufvertrag eines Schiffes vorlegt. (Darüber hat David hier schon berichtet). Die Reise werden wir mit dem Bus machen. Sie dauert im Total etwa 22h und kostet rund 50 Franken pro Person. Von Guaymas nach Ensenada sind es circa 1’000 km und in Tijuana müssen wir einmal umsteigen.

 

Strecke Guaymas – Ensenada.

In den bequemen Bussen hat jede ihren eigenen Bildschirm mit Filmen und eine Ladestation fürs Handy. Die Sitze haben eine Kopf- und Fussstütze und können beinahe in horizontale Liegeposition gebracht werden. Für uns ist die Reise mit dem Bus viel komfortabler und wir können auch ohne Aufpreis viel mehr Gepäck mitnehmen. Weil wir etwa acht Wochen weg von der Anila sind und zusätzlich für einen vierwöchigen Segeltrip packen müssen, kommt da einiges zusammen.

Endlich gibt es einen Tapetenwechsel für uns. Wir freuen uns Patricia und David zu treffen und wir können es kaum erwarten den heissen Temperaturen von Guaymas zu entfliehen und die kühleren Temperaturen im Norden zu geniessen.

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